Straßen führen nicht durch den Himmel    Amicus Verlag   2010    178 Seiten

erhältlich: www.amazon.de

 

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil - mehr als 30 Jahre alt und ein Originalzeitdokument-, der nachträglich nicht mehr geändert wurde, schildert in alltäglichen Szenen und Dialogen, die so und so ähnlich sich überall ereigneten, chronologisch Stationen und typische Begebenheiten aus einem ganz „normalen“ Schuljahr mit einer 4. Klasse, schildert Probleme von Lehrern mit sich selbst, mit den Schülern, der Schulaufsicht, den Ansprüchen der Eltern.

Er schildert auch, wie Lehrer unter dem wachsenden Druck unterschiedlicher politischer Auffassungen darüber, was Schule und Erziehung zu sein hatten, sowie im kleinlichen, täglichen Durcheinander, Gegeneinander und Aneinandervorbei, ihren gesetzlich verankerten Bildungs- und Erziehungsauftrag - und damit ihre Schüler - immer mehr aus den Augen verloren.

Wie sehr die pädagogische Gleichgültigkeit  von einst auf direktem Weg in das Desaster führte, mit dem Lehrer sich heute vor allem in Brennpunktschulen konfrontiert sehen, zeigen einige exemplarische Kapitel des zweiten Teils. Man findet dort „normalen“ Unterricht, der sich oft hauptsächlich in unmittelbarer (leiblicher) Bedürfnisbefriedigung erschöpft, in dem andauerndes Essen, Trinken, Kaugummikauen (und der nachfolgende häufige Toilettengang) andere Unterrichtsinhalte ersetzen. Der Leser erfährt, wie es um das Schwinden des einheimischen religiösen Brauchtums bestellt ist, welchen grotesken Verirrungen und Abartigkeiten sich - vor allem - Lehrerinnen im multikulturellen Sexualkundeunterricht stellen müssen, und zeigt am Ende, wie sich in einem völlig verwahrlosten Klassenzimmer, völlig verwahrloste und allein gelassene Schüler, wie auch allein gelassene und überforderte Lehrer, nach Orientierungshilfe sehnen.

Die Erlebnisse und Erfahrungen aus den schwierigen Jahren an der Gesamtschule sind in diesem Band noch nicht enthalten.

Das Vorwort und Nachwort zu ihrem Buch ist der Schuloper „Der Jasager und der Neinsager“ von Bertolt Brecht entnommen, die von der Schultheatergruppe der Gesamtschule aufgeführt wurde. Vorwort: „Hört ihr? Der Lehrer hat gesagt, daß der Knabe nur müde sei vom Steigen. Aber sieht er nicht jetzt ganz seltsam aus?“ (Brecht) Am Ende spricht im Nachwort der Schüler, der sich nicht mehr den Zielen der Gruppe unterordnen und nicht mehr den Allgemeininteressen geopfert werden möchte: „Und ich will sofort umkehren, der neuen Lage entsprechend. Auch euch bitte ich umzukehren,..und was den alten Brauch betrifft, so sehe ich keine Vernunft an ihm. Ich brauche vielmehr einen neuen großen Brauch, den wir sofort einführen müssen, nämlich den Brauch, in jeder neuen Lage neu nachzudenken.“ (Brecht) Bis heute ist diese Forderung brandaktuell gültig.

 

 

 

Zugleich ist das Buch ein Beitrag zur Migrationsdebatte in Deutschland.

 

„Wir stellten plötzlich fest, daß uns wie bei einem Tsunami, das Wasser schon am Hals stand. Erstaunt wurde uns auf einmal klar, daß die ganze Integrationslast hauptsächlich auf unseren Lehrerschultern ruhte, die dafür nicht breit genug waren. Wir, die wir einst angetreten waren, Bildung zu vermitteln, verkamen zu bloßen Aufpassern für Kinder, mit denen die Gesellschaft immer weniger zu tun haben wollte.“

 

Die Schüler, die sich im Rahmen eines Projektes im letzten Kapitel Gedanken über ihre Situation machen, werden genauso nicht gehört, wie der Lehrer, der auf ihre Überlegungen und Hilferufe aufmerksam machen möchte.